Dienstag, 24. März 2009

*Kopfschütteln bis zum Genickbruch*

Eigentlich will ich nichts über das Ereignis des jüngsten Amoklaufes (das "Amok" eigentlih das falsche Wort ist, steht weiter unten beschrieben) schreiben. Aber zumindest dieser ist Anlass, denn diejüngsten Pamphlete aus Politik und Presse kann man als selbstständig denkender Mensch kaum unkommentiert lassen.
Natürlich haben die Betroffenen meine Anteilnahme und mein Beileid. Aufrichtig würde es erst dann werden, wenn ich es persönlich überbringen würde UND die Betroffenen VOR der Bluttat gekannt hätte.

Bisher habe ich solche Unterstellen von Kausalität nur zu einem genervtem Augenrollen bringen können. Aber heute Abend wurde eine meiner Newsseiten, von der ich eigentlich eine recht hohe Meinung habe, von diesem Populismus korumpiert: heise online. Ich war dort heute Abend am schmökern und habe folgende Überschrift angeklickt: Stuttgart untersagt Computerspiele-Wettbewerb schon ahnend, daß wohl wieder ein Politiker mit seinen rosa-roten Scheuklappen Murks verzapft haben muß. Bisher habe ich bei heise eine gewisse Medienkompetenz feststellen können, ja gar erwarten können. Ich hoffe nur, daß dieser Beitrag die Ausnahme ist, die die Regel bestätigt.
Der Text ist von der "Wortqualität" her durchaus annehmbar, aber das Niveau kann spielend mit Zeitungen konkurrieren, deren Namen beispielsweise frapierende Ähnlichkeit mit dem Wort BLIND hat (einfach das "N" weglassen und Buchstabentauschen ;) ).

Kurz zum Anlass des Artikels: Die ESL (Electronic Sports League) wollte in Stuttgart eines ihrer Tuniere abhalten, vergleichbar ist diese Liga mit der Bundesliga beim Fußball. Es sollten die Klassiker des E-Sports gespielt werden: Warcraft, Counterstrike 1.6 und CS:Source. Dies wurde von der Stadt Stuttgart in Form ihres Oberbürgermeisters verboten, dies sei man den Opfern schuldig.
Noch dazu war der Veranstalter nicht bereit zu Beginn eine Schweigeminute einzulegen, die es als Auflage von oben aufgedrückt bekommen hätte.

Den Artikel selbst könnte man noch mit hochgezogener Braue als Ausrutscher abtun, aber der Autor hatte den Mut oder das was er dafür hielt, einem Kommentar der direkt an ihn addresiert war, zu antworten: Lieber (pmz). Solche Ansichten erwarte ich von schwerverdienenden Politikern, die ihre Felle davon schwimmen sehen, nicht von Redakteuren bei Heise.

Ich merke grade, ich schreibe mich grade in Rage ...
...
...
kurz durchatmen
...
...
etwas länger durchatmen
...
...
ok, geht wieder.

Es ist jedesmal das Gleiche, wann immer und wo immer ein solches Attentat (ein Amoklauf ist etwas anderes: Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) versteht man unter Amok "eine willkürliche, anscheinend nicht provozierte Episode mörderischen oder erheblich (fremd-)zerstörerischen Verhaltens.". Eine geplante Tat wie diese ist ein Attentat oder Anschlag!) stattfindet, wird es auf etwas geschoben, womit die Machthabenden in der Gesellschaft nicht klarkommen. Lustig wenn man etwas recherchiert (ich wars nicht, ich hab nur abgeschrieben) was dies früher war:
Ende des 19. Jahrhunderts war es Johann Straus mit seinen Walzern,
in den 20ern waren es dann die Kniefreien Röcke,
in den 30ern die Comics,
in den 50ern die Rockmusik,
in den 60ern und 70 dann die Hippies samt ihrer Musik,
nunja heute sind es Computerspiele.
Selbst die Philosophen der Antike hatten so ihre Probleme mit der jüngeren Generation:
"Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."
Sokrates, griechischer Philosoph, 470 - 399 v. Chr.


Ich bin es ehrlich gesagt leid wenn die Abschaffung von Computerspielen als Allheilmittel subliminal (ok das Wort musste ich nachschlagen, da ich es nur auf Englisch kannt, C&C Generals sei dank *g*) propagiert wird. Damit umgeht man als Politiker natürlich grundlegende Probleme der Gesellschaft, und schafft es quasi aus dem Stand eine Lösung zu präsentieren. Und natürlich redet man damit dem geneigtem BLIND-Leser ganz nach dem Munde ... hey der nächste Wahlkampf kommt bestimmt und es gibt wahrscheinlich mehr BLIND-Leser als alle Anderen zusammen.

Ich habe noch einen schicken Link bei Spiegel gefunden, der das Generationenproblem mit neuen Medien äußert gut beschreibt: Akim macht böse






Ich muß gestehen, mir geht jetzt wirklich besser, nachdem ich mir das von der Seele geschrieben habe :)
Zum Abschluß noch ein schickes Zitat von Einstein: "Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt."

Bis die Tage,
Zif

1 Kommentar:

chroso hat gesagt…

gerad eben kam in 3sat kulturzeit ein bericht zu diesem thema und einem verweis zu dieser sendung , welche dich dann interessieren dürfte.
sonntag 05.04.2009 um 16:30 in 3 sat
neues ...
... aus der digitalen Welt
Themen: Gewalt in Games u.a.
Moderation: Yve Fehring
Erstausstrahlung

In ihrem bericht wisen sie darauf hin , das 1. nur 5 % aller computerspiele , sogenannte killerspiele sind und ebenfalls nachgewiesen wurde , das diese in keiner weise verantwortlich sind für das verhalten , sogenannter amokläufer. abgesehen davon sind computerspiele seid 2007 annerkanntes kulturgut.